Industry Trends: Farming Forward - CEA
Vertikale Landwirtschaft: Vom Hype zur hart erkämpften Rentabilität
Von Naturkatastrophen bis hin zu Finanzkrisen – die vertikale Landwirtschaft hat bereits viele Turbulenzen durchlebt. Nur wenige landwirtschaftliche Konzepte haben so viel Begeisterung – und Skepsis – ausgelöst wie die Landwirtschaft in kontrollierten Umgebungen. Ihr Versprechen ist überzeugend: Lebensmittel, die überall und jederzeit mit weniger Land, weniger Wasser und ohne Pestizide angebaut werden können. Doch die Branche kämpft mit Insolvenzen, steigenden Energiekosten und enttäuschten Investorenerwartungen.
Auf der FRUIT LOGISTICA 2025 thematisierte die CEA Alliance diese Herausforderungen. Ein Highlight war der Beitrag von Molly Montgomery, der CEO von AeroFarms. Sie gab einen seltenen Insider-Einblick, wie Disziplin, Fokus und Innovation die vertikale Landwirtschaft zu einem rentablen Geschäft machen können.
Eine von Krisen geprägte Karriere
Montgomerys Perspektive basiert auf ihrer langjährigen Erfahrung in der gesamten Frischwaren-Lieferkette – von Feldfrüchten über Gewächshausbetrieb bis hin zur vertikalen Landwirtschaft. Sie erinnerte daran, wie eine Reihe von Katastrophen in den Jahren 2017 und 2018 ihre Sichtweise verändert haben. Der Hurrikan Harvey in Texas, der Hurrikan Irma in Florida und verheerende Waldbrände in Kalifornien vernichteten die Ernten und ließen die Feldfrüchte auf den Feldern verrotten.
„Eigentlich dachte ich, vertikale Landwirtschaft sei in den USA eher ein ‚Nice-to-have‘, etwas, das man wirklich in Ländern wie den Niederlanden oder Kanada braucht“, gab sie zu. „Aber in diesem Moment wurde mir klar, dass CEA für alle von entscheidender Bedeutung ist.“
Was vertikale Landwirtschaft anders macht
Im Gegensatz zur Freilandwirtschaft oder zu traditionellen Gewächshäusern sind vertikale Farmen völlig wetterunabhängig. „Man kann überall anbauen, unabhängig vom Wetter“, erklärte Montgomery. Die Anlage von AeroFarms in Danville, Virginia, befindet sich in einem versiegelten Lagerhaus. In diesem sind die Pflanzen unter präziser Beleuchtung bis zur Decke gestapelt und werden über Bewässerungssysteme versorgt.
Die Zahlen sind beeindruckend:
- 230-mal weniger Landverbrauch als bei der konventionellen Landwirtschaft
- 90 Prozent weniger Wasserverbrauch
- Keine Pestizide oder Bodendegradation
- 365 Tage lang wetterunabhängige Produktion
„Im Januar lagen draußen 15 Zentimeter Schnee“, erinnert sich Montgomery. „Drinnen wuchsen die Pflanzen einfach weiter.“
Die schwierige Frage lautet: Kann es rentabel sein?
In der Branche herrscht seit langem Einigkeit über die Nachhaltigkeitsvorteile der vertikalen Landwirtschaft. Der Knackpunkt ist die Rentabilität. Montgomery ist offen: „Investoren haben in den 2000er- und 2010er-Jahren Geld investiert, aber 2023 versiegte das Kapital. Es gab keine Renditen.“
Um die Krise zu bewältigen, stellte sie drei Regeln auf:
- Erst Klasse, dann Masse.
- Das richtige Team, zur richtigen Zeit.
- Struktur für Spitzenresultate.
Proof of Concept in Danville
Dieser disziplinierte Ansatz hat sich ausgezahlt. Wie Montgomery bekannt gab, hat die Farm in Danville im vierten Quartal 2024 die Gewinnzone erreicht – ein Meilenstein für ein Unternehmen, das kaum ein Jahr zuvor aus der Insolvenz hervorgegangen war. Mittlerweile beliefert AeroFarms alle Whole-Foods-Märkte in den USA und über 250 Costco-Filialen. Zudem bereitet das Unternehmen den Bau einer zweiten Farm im Westen der USA vor, um die Logistikkosten zu reduzieren und den CO2-Fußabdruck zu verringern.
Innovation ohne Illusionen
Dennoch machte Montgomery klar: Vertikale Landwirtschaft ist kein Allheilmittel. „Es ist nicht die einzige Lösung, die uns alle retten wird. Wir brauchen Innovationen entlang der gesamten Lieferkette – im Freiland, in Gewächshäusern und in vertikalen Farmen.“
Mit Blick auf die Zukunft hält sie die vertikale Landwirtschaft für am besten geeignet für Pflanzen mit einer schnellen Umschlagzeit, wie beispielsweise Microgreens, die eine Spezialität von AeroFarms sind. Mit einem Erntezyklus von nur 5,5 Tagen passen sie gut zum fabrikähnlichen Rhythmus vertikaler Systeme. Pflanzen mit einem längeren Zyklus, wie beispielsweise Spinat oder Salat, könnten folgen, wenn sich die Effizienz weiter verbessert.
Ein Sektor am Wendepunkt
Montgomery argumentierte, dass vertikale Farmen unter den richtigen Bedingungen tatsächlich sowohl nachhaltig als auch profitabel sein können. „Die Rechnung muss aufgehen“, erklärte sie und fügte hinzu, dass der Erfolg von einem differenzierten Produkt zu einem nachhaltigen Preis abhängt. Dies muss durch eine Technologie unterstützt werden, die sowohl die Produktionskosten als auch die Kapitalkosten auf einem Niveau hält, das Rentabilität realistisch macht. Gleichzeitig hob Montgomery das Ausmaß der bevorstehenden Herausforderungen hervor und betonte, dass dies Zusammenarbeit und Innovation entlang der gesamten globalen Lieferkette für landwirtschaftliche Erzeugnisse erfordern werde. Sie erinnerte das Publikum auch daran, dass die vertikale Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckt: „Die vertikale Landwirtschaft steckt noch in den Anfängen. Wir stehen erst am Anfang, aber ich glaube fest daran, dass vertikale Farmen eine entscheidende Rolle in unserer Zukunft spielen werden.“
Die große Frage, die im Raum steht:
Wird sich die vertikale Landwirtschaft von einer Nische zu einer Notwendigkeit entwickeln und somit ihren Platz als Säule der globalen Ernährungssicherheit sichern?
Dieser Newsblog-Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Fruitnet Media International erstellt.