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„Unsere Branche wird sich stark konsolidieren“

Das Porträtfoto einer blonden Frau, Janine Luten, in einem weißen Blazer.

Janine Luten, CEO Holand Fresh Group © Holland Fresh Group

Frau Luten, herzlichen Glückwunsch! Sie sind mit der Holland Fresh Group zum 25. Mal auf der FRUIT LOGISTICA. Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher bei Ihrem Auftritt freuen?
Janine Luten: Für unsere Unternehmen ist die FRUIT LOGISTICA die wohl wichtigste Veranstaltung im Jahr. Genau hier treffen sie alle ihre Kunden und Zulieferer. Drei Tage lang ist die Welt in Berlin vertreten, um über die Frischfrucht-Branche zu diskutieren und Abschlüsse zu verhandeln. Und unsere Nationalfarbe Orange wird auch wieder sehr sichtbar sein. Wir sind in Halle 3.2 auf 3.200 Quadratmetern vertreten. 156 unserer Mitgliedsunternehmen werden in Berlin ihre neuesten Innovationen und umweltfreundlichen Lösungen für den Lebensmittelmarkt vorstellen.

Wie werden Sie Ihr Jubiläum begehen?
Am heutigen Mittwoch laden wir alle herzlich zu einem Seminar ein, bei dem mehrere Expertinnen und Experten einen Überblick über aktuelle Verbrauchszahlen, Trends und Innovationen geben. Eine Rede befasst sich zum Beispiel mit KI-gestütztem Datenmanagement. Eine andere stellt Erfahrungen mit PEFCR vor – den Product Environmental Footprint Category Rules. Aber wir werden mit unseren Mitgliedern auf jeden Fall auch feiern, nach dem ersten Messetag gibt es einen Drink bei uns.

Gleichzeitig steht der internationale Frischfruchtmarkt aktuell erheblich unter Druck.
Allerdings. Im Moment gibt es sehr viel, was unserer Branche zusetzt: der Krieg zwischen Hamas und Israel, der Krieg zwischen Russland und Ukraine, die Angriffe im Roten Meer – sodass Schiffe auf dem Weg von und nach China den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika nehmen müssen. Dadurch kommen Produkte mit Verspätung in Rotterdam an, was wiederum Europas wichtigster Importhafen für Lebensmittel ist. Außerdem gibt es natürlich noch das große Thema Klimawandel und Wasserknappheit. Als Folge des Klimawandels sehen wir schon jetzt immer wieder Produktengpässe.

Inwiefern betrifft das niederländische Unternehmen?
Im vergangenen Jahr hat auch uns die Gaskrise getroffen und wir konnten im Winter nicht produzieren. Fast gleichzeitig war der Frühling in Spanien extrem kalt – so kam es zu Produktengpässen. In den Supermärkten blieben eine Zeit lang Regale leer. So etwas werden wir in Zukunft immer häufiger erleben. Niederländische Unternehmen sehen sich daher verstärkt nach Produkten aus aller Welt um, damit sie ihre vereinbarten Lieferumfänge halten können. Ein weiterer Kostenfaktor ist für uns der Kampf gegen den Drogenschmuggel. Wir haben ein immenses Problem mit Kokain, das von Südamerika nach Europa kommt. Unsere Mitglieder müssen viel Geld investieren, um zu verhindern, dass ihre Transportsysteme für Drogenschmuggel missbraucht werden. Das ist eine sehr gefährliche Situation.

Was sind die Folgen dieser vielen Kostentreiber?
Wir sind natürlich nicht die einzigen, die unter Druck stehen. Für die Niederlande kann ich sagen, dass die Situation für Unternehmen wirklich immer schwieriger wird. Die Kosten steigen enorm, für Arbeitskräfte, Energie, Transport … Kleine Einzelunternehmen werden dem kaum standhalten können. Ich bin mir sicher, dass wir eine Konsolidierung des Marktes sehen werden, so wie er sich in der Floristik-Branche schon vollzogen hat. Um zu überleben, müssen Unternehmen Teil einer starken Wertschöpfungskette werden, von den Produzenten weltweit bis zum Handel. Transparentes Kennzeichnen und Nachverfolgbarkeit werden immer wichtiger.

Lassen Sie uns auf die helleren Seiten der Branche schauen: Die niederländischen Unternehmen stehen für Innovationskraft. Mit Blick auf Klimakrise und Wassermangel – welche Trends gibt es zurzeit?
Um zwei Trends herauszustellen: Die größeren Unternehmen steigen gerade stark in Robotik und Automatisierung ein, unter anderem als Reaktion auf den Arbeitskräftemangel und die Arbeitskosten. Im Kommen ist außerdem die Technologie der UV-Ozon-Wasseraufbereitung, nicht nur in Gewächshäusern, sondern auch in Obst-Packstationen. Damit kann Wasser ohne Chlor und Chemikalien gereinigt und in einem Kreislaufsystem gehalten werden.

Wie sehen Sie die langfristigen Perspektiven für den Frischfrucht-Sektor?
Trotz aller Herausforderungen, mit denen wir aktuell zu tun haben, gibt auf jeden Fall einen positiven Aspekt: Ich bin sicher, dass die Nachfrage nach Obst und Gemüse weiter signifikant steigen wird. Wir alle müssen mehr Obst und Gemüse essen, wenn wir gesund bleiben wollen. Das ist ein Punkt, auf den wir uns verlassen können: Wir haben ein sehr gesundes Produkt mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck, das immer wichtiger wird.

Seminar der Holland Fresh Group: Mittwoch, 7. Februar, 12.30 bis 14.00, RVO Lounge, Halle 3.2, Stand C-25