Industry Trends: Fresh Produce Forum
Eine natürliche Mutation könnte die Lösung für die weltweite Bananenkrise bieten.
Eine der beliebtesten Früchte der Welt wird von einer stillen Pandemie heimgesucht. Doch eine natürliche Mutation könnte der Schlüssel zur Rettung der globalen Lieferketten sein. Auf der FRUIT LOGISTICA 2025 kamen Wissenschaftler, Saatgutinnovatoren, Erzeuger und Einzelhändler zusammen, um zu diskutieren, wie Biologie, KI und globale Zusammenarbeit eine Revolution in der Frischfruchtbranche vorantreiben können.
Bananen-SOS: Die Mutation der Natur schlägt zurück
Dr. Anup Karwa, Miterfinder von InnoGreen, eröffnete die Podiumsdiskussion „New Fruits and Vegetables by Design” mit einer dringenden Botschaft: Die Bananenproduktion wird von Fusarium wilts tropical race 4 bedroht. Diese Krankheit hat bereits in über 130 Ländern Ernten vernichtet. Ganze Farmen wurden aufgegeben. Die Philippinen, die einst zu den größten Bananenexporteuren zählten, sind in der weltweiten Rangliste abgestürzt.
Hier kommt InnoGreen ins Spiel: eine natürlich mutierte Cavendish-Bananensorte, die in den von der Krankheit befallenen „Friedhöfen” der Philippinen entdeckt wurde. Sie zeichnet sich durch robuste Toleranz und hohe Erträge aus. Vor allem gibt es keine regulatorischen Hindernisse für ihre Vermarktung. Im Gegensatz zu vielen im Labor entwickelten Pflanzen ist diese Mutation auf natürliche Weise entstanden und bietet eine echte, skalierbare Alternative. „Sie bleibt grün, ist krankheitsresistent und vollständig natürlichen Ursprungs”, erklärt Dr. Anup Karwa.
InnoGreen ist nicht nur resistent, sondern erfüllt auch die Verbraucherstandards in Bezug auf Farbe, Form und Geschmack. Im Gegensatz zu infizierten Sorten, die früh geerntet werden müssen und dabei an Gewicht und Geschmack einbüßen, reift InnoGreen vollständig an der Pflanze. Das bedeutet mehr Einkommen für die Bauern und Bäuerinnen und bessere Bananen für alle.
Ein Impfstoff für Bananen? Bio-Innovation trifft auf Nachhaltigkeit
Dr. Karwa stellte außerdem BanacXin vor, ein biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel, das aus einheimischen indischen Mikroben gewonnen wird. Diese organische Behandlung kann infizierte Bananenpflanzen innerhalb weniger Monate wiederbeleben und ist gegen mehrere Stämme von Fusarium wirksam. „Nur vier Monate nach der Infektion erholt sich die Pflanze und beginnt wieder Früchte zu produzieren”, so Dr. Karwa.
Es ist zu 100 % wasserlöslich, injizierbar und mit verschiedenen Anwendungsmethoden kompatibel – eine außergewöhnliche Kombination aus Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit. In Kombination mit InnoGreen bilden die beiden Produkte ein offenes, zweiteiliges System, mit dem sich Millionen Hektar Land ohne den Einsatz herkömmlicher, chemischer Pestizide schützen ließen.
Genetik und die Kraft des Designs
Während sich Dr. Karwa auf Mutationen in der Natur konzentrierte, führte Anker Sorensen von KeyGene das Publikum tiefer in die Wissenschaft des „Genomdesigns” ein. Technologien wie CRISPR, Gewebekultur und eine neue Technik namens 2S1, bei der Pflanzenhaut und -kern miteinander verschmolzen werden, verändern die Art und Weise, wie Obst und Gemüse gezüchtet werden. Diese Methoden ermöglichen präzise Veränderungen von Geschmack, Nährwert und Krankheitsresistenz, ohne die Kontroversen, die mit älteren GVOs verbunden sind.
Fazit der Podiumsdiskussion: Innovativ sein oder zurückbleiben
Die Expertenrunde, die alle Stufen der Wertschöpfungskette vom Saatgut bis zum Verkaufsregal abdeckte, war sich einig, dass die Zukunft von frischem Obst und Gemüse in intelligenten, wissenschaftlich fundierten Konzepten liegt.
Bauke van Lenteren von Rijk Zwaan betonte, dass modernste Züchtungsinstrumente nur so leistungsfähig sind, wie das Wissen, auf dem sie basieren. „Man kann die Technologie nur nutzen, wenn man weiß, was in der Pflanze vor sich geht. Es geht nicht nur darum, die Werkzeuge zu haben, sondern auch darum, zu wissen, wo man bei diesem Puzzle anfangen muss.“ Sie forderte eine intensivere branchenweite Zusammenarbeit und einen besseren Datenaustausch, um die Reaktionen der Pflanzen besser zu verstehen – insbesondere in kontrollierten Umgebungen, in denen KI neue Erkenntnisse liefern kann.
Luke Vanoirbeek vom Verband der belgischen Gartenbaugenossenschaften (VBT) sprach aus der Perspektive der Produzenten und forderte die Regulierungsbehörden auf, Innovationen zu unterstützen, statt sie zu behindern. „Lasst uns diese neue Technologie begrüßen. Wir brauchen sie, um mit weniger Werkzeugen als je zuvor mehr zu produzieren – in höherer Qualität und mit größerer Nachhaltigkeit.“ Er warnte, dass Europa ohne eine Reform der Regulierung Gefahr läuft, im globalen Wettlauf um die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft ins Hintertreffen zu geraten.
Maria Wieloch von ICA Gruppen, einem der größten Einzelhändler Schwedens, betonte die Bedeutung verbraucherorientierter Innovationen. „Die Verbraucher:innen wollen ein Produkt, das gut schmeckt, gesund ist und ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wurde.“ Sie plädierte dafür, die traditionelle Denkweise „vom Erzeuger zum Verbraucher“ umzukehren und stattdessen von den Bedürfnissen der Verbraucher:innen auszugehen und sich dann durch die Lieferkette rückwärts zu arbeiten.
Alle waren sich einig: Der Erfolg hängt nicht nur von wissenschaftlichen Durchbrüchen ab, sondern auch von einem gemeinsamen Verständnis über die Bereiche Züchtung, Produktion, Einzelhandel und Politik hinweg.
Doch obwohl die Instrumente bereitstehen, bleibt eine wichtige Frage offen:
Wird Europa schnell genug handeln, um im Spiel zu bleiben – oder wird es zurückbleiben?
Während sich die Bananenplantagen auf den Philippinen wieder erholen und weltweit neue Züchtungsmethoden entstehen, bleibt die große Frage: Kann Europa den politischen und regulatorischen Mut aufbringen, eine wissenschaftlich fundierte, nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen? Oder werden veraltete Ängste den Landwirt:innen und Verbraucher:innen die Früchte des Fortschritts kosten?
Dieser Newsblog-Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Fruitnet Media International erstellt.