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Fünf Fragen an Paco Borrás

Paco Borrás, ehemals kaufmännischer Leiter und stellvertretender Generaldirektor bei Anecoop und heute Berater in der Agrar- und Ernährungswirtschaft

Was machte Berlin vor 30 Jahren zum richtigen Standort für die FRUIT LOGISTICA?
Berlin hatte bereits damals eine herausragende Position, da Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte Europas war und ist. Zugleich war Berlin eine Brücke zu den neuen Märkten in Osteuropa. Während andere Messekonzepte scheiterten, hat sich die FRUIT LOGISTICA konsolidiert. Auch wenn sich das Spektrum der FRUIT LOGISTICA auf Maschinen und Verpackungen ausgeweitet hat, bleibt der Fruchthandel das Herz der Messe. Besonders den Tag vor der Messe, der Dienstag, nutzen viele Länder und Verbände als Treffpunkt. Für mich steht fest, dass die FRUIT LOGISTICA Berlin ganz klar der wichtigste Treffpunkt für die weltweite Obst- und Gemüsebranche ist. Obwohl ich bereits seit vier Jahren aus meiner 40-jährigen Tätigkeit bei Anecoop ausgeschieden bin, komme ich in meiner neuen Funktion als International Agri-Food Consultant und Berater jedes Jahr.

Gibt es bestimmte Begegnungen oder Erlebnisse, die Sie mit FRUIT LOGISTICA verbinden?
Heute können wir über Videocalls oder das Internet einfach kommunizieren. Früher haben wir mit vielen Menschen nur telefonisch gesprochen, ohne sie persönlich kennenzulernen. Die soziale Verbindung, die auf einer Messe entsteht, werden die neuen Medien nicht ersetzen können. Daher haben auch viele Projekte auf der FRUIT LOGISTICA ihren Anfang genommen.

Woran denken Sie dabei?
Ich habe viele Jahre bei Anecoop gearbeitet. In all den Jahren haben wir neue Ideen und Produkte präsentiert. Natürlich hat sich nicht jedes am Markt etabliert, aber es waren einige Erfolgsgeschichten wie unsere kernarmen Wassermelonen oder die Kaki Persimon dabei. Sehr interessant ist auch, dass die Idee zur World Citrus Organisation (WCO) auf der FRUIT LOGISTICA geboren wurde. Sie spielt heute im Bereich der Zitrusfrüchte eine wichtige Rolle. Die Idee für diesen Zusammenschluss aus Produzenten verschiedener Länder, die mit den gleichen Produkten handeln, entstand an einem Dienstag vor der Messe.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Erzeuger momentan in Spanien?
Die Kosten für Düngemittel haben sich verdoppelt. Auch Energie ist teurer, wobei wir sie in Spanien vor allem in den Lager-, weniger in den Gewächshäusern benötigen. Ich vermute, dass Spanien seine Produktion dennoch kaum reduzieren wird. Meiner Meinung nach werden sich Anbaumethoden etablieren, die mit weniger Wasser, weniger Dünger und Pestiziden auskommen. Aufgrund der Preissteigerungen kommt das auch bei den Landwirt*innen mehr und mehr an. Somit könnte die Krise auch etwas Gutes haben.

Wie wird sich der Sektor in den nächsten 30 Jahren entwickeln?
Ich halte mich zurück mit Prognosen. Aber ich denke, dass die Produktion zunehmend in der Hand der größeren Unternehmen liegen wird. Landwirt*innen werden sich professionalisieren und sich zunehmend als Unternehmer*innen verstehen.