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Alles unter Kontrolle

Eine Person in einem weißen Kittel untersucht Pflanzen in einem Gewächshaus.

Der Anbau unter kontrollierten Umweltbedingungen erfordert hoch spezialisierte Fachkräfte. © AppHarvest

Ob Folientunnel, Gewächshaus oder vertikale Farm: Der Anbau unter kontrollierten Umweltbedingungen, besser bekannt unter dem englischen Begriff Controlled Environment Agriculture (CEA), hat großes Potenzial, die globale Landwirtschaft klimaresilienter, nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Die Pflanzen sind vor witterungsbedingten Ernteausfällen geschützt und benötigen weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Wertvolle Ressourcen wie Boden und Wasser werden eingespart, auf schwere Landmaschinen kann verzichtet werden. Kürzere Transportwege senken Kosten, Emissionen und Lebensmittelverluste. Und die Erträge sind in der Regel höher als im Freilandanbau.

Für Tom Stenzel, geschäftsführender Direktor der US-amerikanischen Handelsverbands Controlled Environment Agriculture Alliance, kommt noch ein weiteres großes Plus hinzu: Die Möglichkeit, an 365 Tagen im Jahr gesundes Obst und Gemüse in gleichbleibender Qualität zu den Verbraucher:innen zu bringen. Und das innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte. „Qualität und Frische sind in unserer Branche das A und O“, sagt Stenzel. In den USA stammen heute bis zu 85 Prozent der im Supermarkt angebotenen Tomaten, Gurken und Paprikaschoten aus geschütztem Anbau. Bei Blattgemüse sind es rund 5 Prozent, Tendenz steigend. Theoretisch lasse sich so gut wie jede Kultur in geschlossenen Räumen anbauen, so der CEA-Experte. In der Praxis setzt die Wirtschaftlichkeit allerdings enge Grenzen.

Vertikale Farmen in Bedrängnis

Knackpunkt im geschützten Anbau ist der Energieverbrauch. In Gewächshäusern stellt er in der Regel nach der Arbeitskraft den zweitwichtigsten Kostenfaktor dar. Die steigenden Strom- und Gaspreise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben die Branche hart getroffen, viele Gewächshausbetreiber mussten ihre Produktion herunterfahren oder gar aufgeben. Für Schlagzeilen haben in den vergangenen Monaten vor allem Insolvenzen bei vertikalen Farmen gesorgt. Und die Frage aufgeworfen, ob diese ausgeklügelten Anlagen, bei denen Obst und Gemüse im Mehrschichtsystem auf kleinstem Raum angebaut wird, überhaupt zukunftsfähig sind.

Grüne Pflanzen in hohen, meterlangen beleuchteten Regalen in einer Halle

Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft sind die Investitionskosten für vertikale Farmen um ein Vielfaches höher. ©Fischer Farms

Cindy van Rijswick, Analystin bei der niederländischen Rabobank, ist davon überzeugt. Allerdings würden sich die extrem hohen Investitionen von durchschnittlich zehn Millionen Euro je Hektar nur amortisieren, wenn alle Faktoren stimmen: niedrige Energiepreise, verfügbare Arbeitskräfte und Konsument:innen, die bereit sind, die oft höheren Preise zu zahlen. In Europa und den USA sind diese Bedingungen spätestens seit dem Februar 2022 nicht mehr gegeben. Dies ist einer der Gründe, warum derzeit viele Unternehmen ihr Augenmerk auf den Nahen Osten richten. Vor allem aber sei in der Vergangenheit häufig unterschätzt worden, wie viel Fachwissen für diese Art der Obst- und Gemüseproduktion nötig ist, meint van Rijswick. „Wir haben es ja nicht mit einer Fabrik zu tun, in der Schrauben oder Toilettenpapier hergestellt wird und wo es reicht, auf einen Knopf zu drücken. Wir sprechen von der Arbeit mit lebenden Organismen.“

KI hilft bei der Prozessoptimierung

Doch die Unternehmen haben aus den Erfahrungen gelernt. Dies zeigen auch die Marktanalysen und Interviews mit führenden Branchenvertreter:innen im aktuellen Trend Report der FRUIT LOGISTICA. Zudem kommen in allen CEA-Systemen immer ausgeklügeltere Technologien zum Einsatz, mit deren Hilfe Prozesse optimiert und Kosten gesenkt werden können. Künstliche Intelligenz wird hier noch einmal für einen großen Sprung nach vorne sorgen, sind sich die Expert:innen einig. Sie kann es den Produzenten beispielsweise ermöglichen zu verstehen, welchen Einfluss minimale Veränderungen in den Umweltparametern – wie Temperatur, CO2-Gehalt der Luft, Beleuchtungsintensität oder Lichtspektrum – auf das Pflanzenwachstum haben. Gute Zukunftsaussichten also für CEA und vertikale Landwirtschaft? Lesen Sie mehr im Trend Report!

Der Trend Report 2024 beleuchtet das Potenzial vertikaler Farmen und gibt einen umfassenden Einblick in die Zukunft der nachhaltigen Agrarproduktion unter kontrollierten Umweltbedingungen. Er steht auf der Website der FRUIT LOGISTICA kostenlos zum Download bereit.

Cover des FRUIT LOGISTICA Trend Report 2024