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5 Fragen an Dr. Kristian Moeller
Sie begleiten die FRUIT LOGISTICA bereits seit vielen Jahren. Wie hebt sich die Messe von anderen Branchentreffs ab?
Die Internationalität war für uns immer ein wichtiges Kriterium, weil die Branche so international aufgestellt ist. Ich kenne die Messe noch aus der Zeit, als sie parallel zur Grünen Woche stattgefunden hat. Für meinen ersten Stand habe ich noch nicht mal Standmiete gezahlt, sondern nur in einer Ecke einen Deckenhänger befestigt. Es gibt also eine lange Verbundenheit, auch mit Chris White von Fruitnet sowie der Messeleitung. Damals konnte ich sogar meinen Rucksack dort im Büro ablegen, bevor ich über die Messe lief. Das schafft ein Familiengefühl. Viele Leute trifft man nur einmal im Jahr, und dann dort in Berlin. Die FRUIT LOGISTICA ist eine Leitmesse. Das merke ich daran, dass, wenn ich in mein Büro zurückkomme, nichts außerhalb der Messe passiert ist. Es waren eben alle da, mit denen man etwas zu tun hat.
Welche Begegnungen und Erlebnisse sind Ihnen in guter Erinnerung?
Natürlich unsere Pressekonferenz mit unseren Mitgliedern. Wenn wir anfangen, sitzen da 30 Leute, und 15 Minuten später ist der Raum so voll, dass Leute stehen müssen. Danach gibt es noch einen Empfang mit Häppchen an unserem Stand. Dass alle dort zusammenkommen, gehört zu den besten Erlebnissen.
Welchen Herausforderungen steht die Branche aktuell gegenüber und wie können sie gemeinsam angegangen werden?
Krieg, Inflation, Handelsblockbildung, Klimawandel, Biodiversitätsverlust und dann eine globale Branche, die darauf angewiesen ist, schnell zu reagieren und eine funktionierende Logistik zu haben. Das ist herausfordernd. Insofern ist es wichtig, dass man hier verstärkt international kooperiert und sich auf so einer Plattform abseits der politischen Fragestellungen trifft. Natürlich spielt das politische Weltgeschehen wie bei der Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen auch hier eine Rolle. Das ist schade, denn wir müssen über die Grenzen hinweg in der Branche zusammenarbeiten, besonders auch in Sachen Nachhaltigkeit. Hier könnte meiner Ansicht nach messeseitig noch mehr passieren.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der Fruchthandel entwickeln?
Das ist schwer zu sagen. Weder der Krieg noch die Pandemie waren vorhersehbar. Aber wenn ich es in einem Satz zusammenfassen sollte: Obst und Gemüse wird ein Gesundheitsmarkt. Wir werden künftig viel stärker beispielsweise über Sensoren wahrnehmen, wie wir Nährstoffe zu uns nehmen. Obst und Gemüse werden also nicht nur gekauft, um satt zu werden oder wegen des guten Geschmacks, sondern auch, um gesund zu bleiben. Das sehe ich als Riesenchance.
Wie wird sich die Bedeutung von Zertifizierungen für Agrarunternehmen entwickeln?
Die Zertifizierung wird den Erzeugern einen wichtigen Zugang zum Markt geben. Um Vertrauen und Transparenz für die Lieferkette zu bekommen, wird sie ein wichtiges Instrument bleiben. Aber mit der Digitalisierung wird sich die Art und Weise verändern. Das Auditieren durch Menschen sehe ich in Zeiten von Reisebeschränkungen rückläufig. Eine wachsende Bedeutung wird hingegen die Auswertung von Daten über Algorithmen bekommen. Labels werden immer noch unterstützt werden durch Zertifizierungen als neutrale Kontrolle. Verantwortungsvolle Landwirtschaft wird weiterhin wichtig sein, wenn es um zugesicherte Eigenschaften geht wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit.